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Stand: 07.04.2020

Pressemitteilung

Chancengleichheit

„Fit für Wohnen“ mit neuem Focus

36 Bewohner*innen haben sich für die erste Schulungssequenz in der Gemeinschaftsunterkunft am Oberen Aufstieg, die vom Caritasverband Hochtaunus sozialpädagogisch betreut wird, angemeldet. Um Wohnungssuchende und Wohnungslose bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung zu unterstützen, wurde des Konzept von "Fit für Wohnen" entworfen. In neun Modulen à ca. zwei Stunden erarbeiten die Teilnehmer*innen, hauptsächlich syrische, afghanische und ukrainische Geflüchtete, alles Wichtige rund um das Thema Wohnen und das Leben als Mieter*in.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt dieses Mal auf Fragestellungen zu Barrierefreiheit, Wohnungssuche für Menschen mit Unterstützungsbedarf, finanziellen Hilfen und Gestaltung des Umfeldes. Viele der Teilnehmer*innen haben leichte bis teils schwere Handicaps und müssen somit andere Suchkriterien berücksichtigen.

Erweiterte Schulungsinhalte mit vielen Tipps

Frank Rüther, der das Projekt koordiniert und die Schulungen leitet, hat dazu die Inhalte der einzelnen Kurseinheiten sorgfältig angepasst. Gerade das zählt auch zu den Besonderheiten des Angebotes: Die Inhalte können, je nach Teilnehmer*innenbedarf, über den Basislernstoff hinaus individuell ergänzt werden. So sind dieses Mal in allen Modulen noch mehr Informationen zu barrierefreiem Wohnen integriert. Gemeinsam wurde eine Check-Liste mit Ausstattungsmerkmalen erarbeitet, auf der sich Punkte finden wie barrierefreier Zugang, Aufzug, Breite von Türen und weitere technische oder konstruktive Notwendigkeiten. Geachtet werden sollte auch auf kurz Wege zu Versorgungsangeboten, deshalb komplettieren Hinweise auf nahegelegene Einkaufsmöglichkeiten und Arztpraxen den Plan.

Ein breit aufgestelltes Netzwerk ist wichtig

Natürlich ist sich Rüther bewusst, dass es in der heutigen Zeit, in der Wohnraum knapp ist, nicht einfacher wird, wenn zusätzliche Bedingungen und Einschränkungen hinzukommen. Deshalb informiert er ebenfalls zu Maßnahmen für eventuell notwendige Umbauten und Möglichkeiten für finanzielle Zuschüsse. "Wir laden unsere Netzwerkpartner, wie den IB (Internationaler Bund) oder den Sozialverband VdK in einzelne Kurseinheiten ein", berichtet er, "sie stellen ihre Arbeit vor und bieten weitergehende Unterstützung an." Und er vermittelt den Kontakt zum Integrationsfachdienst (IFD). All diese Stellen sind nicht nur beratend tätig, sondern stehen auch bei juristischen Fragestellungen zur Seite. Weitere Hilfeleistungen, wie Anträge auf Zuschüsse für Menschen mit Beeinträchtigung zum Beispiel für einen Umzug oder die Begleitung zu Besichtigungsterminen, bespricht er selbst mit einzelnen Teilnehmern im Anschluss an die Schulungstage und in terminierten Einzelgesprächen.

"Deshalb sieht die Organisation des Schulungsangebotes in Kronberg auch etwas anders aus als üblich." sagt er. Schulungen sind von 10:00 bis 12:00 Uhr mit anschließender einstündiger Pause. In dieser Zeit bespricht sich Rüther oft mit den Sozialarbeiter*innen vor Ort. Danach nutzt er eines der Büros und klärt in Einzelberatungen, individuelle Fragen und konkreten Unterstützungsbedarf. Vor der Schulung ist er oft schon mindestens eine halbe Stunde früher da, um in der Vorbereitung gleichzeitig ansprechbar für die Teilnehmer*innen zu sein. Dann erfährt er von ihren Sorgen und Nöten und kann anschließend schon thematisch darauf eingehen.

Barrierefreiheit auch in der Kommunikation und Vermittlung

"Barrierefreiheit bedeutet aber nicht nur Wohnungen und Fahrzeuge baulich zu verändern", weiß Rüther. Sondern es ist unumgänglich Freizeitangebote und Dienstleistungen so zu gestalten, dass sie möglichst ohne fremde Hilfe zugänglich sind. So arbeite er viel mit visuellen Elementen in seinen Schulungen. "Meist durch eigenes Zeichnen an der Tafel oder mit Bildern", sagt er und ergänzt, "die meisten Teilnehmenden nehmen auch selbst gern mal den Stift in die Hand, um an der Tafel arbeiten können."

Ein wichtiges Instrument, welchem er immer mehr Raum gibt, ist die Rolle des Klassensprechers. Auch in Kronberg ist dies der Fall. Der- oder diejenige spricht neben der Landessprache meist schon sehr gut Deutsch, hilft beim Übersetzen und ist damit eine wertvolle Unterstützung in der Arbeit. "Die sorgsame Vermittlung der Inhalte ist essentiell für das Gelingen des Projektes." betont Rüther. Am Ende erhalten alle Teilnehmer*innen nach erfolgreich bestandenen Test ein Zertifikat, dass sie von anderen Wohnungssuchenden unterscheidet.

Hintergrundinformation:
Der Caritasverband Hochtaunus hat dank der Förderung durch die Aktion Mensch und die Crummenauer Stiftung des Bistums Limburg die innovative Idee umsetzen können, wohnraumsuchende Mitmenschen eine umfassende Schulung mit Wissensvermittlung und reproduzierenden Kenntnissen anzubieten.

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